Back to the roots

– Mit diesem Beitrag stelle ich euch den Yogalehrer/Guru vor, in dessen Tradition ich gelernt habe und nach dessen Maxime ich meinen Unterricht auch heute noch gestalte:

Tirumalai Krishnamacharya (1888 – 1989) war ein indischer Yogalehrer, ayurvedischer Heiler und Gelehrter. Er wird häufig als “Vater des modernen Yoga” bezeichnet, der den Yoga ganz neu belebt und auf die Weise vor allem dem Westen zugänglich gemacht hat. Er wurde in den 1960er Jahren vor allem durch seine dynamische Weiterentwicklung der klassischen meist statisch ausgerichteten Yoga-Techniken bekannt. Eines seiner wichtigsten Anliegen war es, eine Kombination aus Yogatechniken, Entspannung und Ayurveda an die speziellen Bedürfnisse des Schülers anzupassen, so dass er den Unterricht individuell je nach Person variierte. Ein Ausspruch, der ihm zugeschrieben wird, ist:

„Teach what is inside you,

not as it applies to you,

but as it applies to the other.

 

Unterrichte, was in dir ist,

nicht so, wie es für dich selbst stimmig ist,

sondern wie es für den anderen stimmig ist.

 

Durch seinen Vater, einen Sanskrit-Gelehrten und Veda-Lehrer, wurde Krishnamacharya schon sehr früh, im Alter von 5 Jahren, an die heiligen Texte herangeführt, im Sanskrit unterwiesen und in die Praxis des Yoga eingeführt, was er auch nach dem Tod seines Vaters fortsetzte.  So studierte er an verschiedenen indischen Universitäten Sanskrit und Philosophie und erwarb Abschlüsse in allen sechs vedischen Darshanas, den indischen Philosophiesystemen. Seine Yogapraxis behielt er ebenfalls bei und sein Interesse daran wuchs noch, als er begann erste Schüler selbst zu unterrichten. Auf vielen Reisen durch Indien und in den Himalaya suchte er weitere Erkenntnisse und fand sie vor allem bei Sri Ramamohana Brahmachari, der im Himalaya lebte, sein Guru wurde und bei dem er 7 Jahre blieb, um sich in allen Bereichen des Yoga unterrichten zu lassen. Dieser Unterricht wurde zunächst ohne Gegenleistung erbracht, so dass eine „Bezahlung“ erst nach Beendigung der Studienzeit in der Form stattfand, dass Krishnamacharya einer Forderung seines Gurus entsprechen sollte, nämlich eine Frau zu finden, Kinder groß zu ziehen und Yoga zu lehren.

Diesen Auftrag setzte er nachfolgend gewissenhaft um: Protegiert durch den Maharaja von Mysore Krishna Raja Wadiyar IV, reiste Krishnamacharya durch Indien und gab Vorführungen und Vorträge, um den Yoga zu verbreiten. Neben nach heutigem Verständnis zirkusreifen Vorführungen von Asanas wurden dabei auch Praktiken, wie das willentliche Stoppen des Herzschlags gezeigt.

Mitte der 1920-er Jahre kehrte er in seine Heimat nach Südindien zurück und unterrichtete dort erst in Mysore und später in Madras (Chennai) Yoga und Sanskrit. Er gründete eine Familie, wurde Vater von 6 Kindern und erwarb sich einen legendären Ruf nicht nur als Yogalehrer, sondern auch als Rezitator der heiligen Texte und als Heiler. Sein Unterrichten von einzelnen Frauen (zum Beispiel Indra Devi) und ersten Westlern machten ihn darüber hinaus zu einem besonderen und außergewöhnlichen Yogi seiner Zeit.

Traditionell und dennoch innovativ bildete er die Brücke, über die der Yoga den Weg aus der Vergangenheit in unsere heutige Zeit und von Indien in die westliche Welt fand.

Für mich ist es ein Geschenk, heute in dieser Tradition unterrichten zu dürfen, bedeutet es doch, dass der Unterricht sowohl dynamisch und kraftvoll sein kann wie im Ashtanga- oder Vinyasa Yoga, als auch ruhig und bedacht, wie im Vini-Yoga. Im Kern ist beides gleich, denn es sind die Schüler, die sich unterscheiden und an die die jeweilige Praxis angepasst wird. Die Intention ist es, jeden Schüler hinsichtlich körperlicher Gesundheit und spirituellen Wachstums in seiner individuellen Entwicklung zu unterstützen.